Donnerstag, 14. Mai 2009

Das Südende von Japan

So! Gestern bin ich aus der echt laaaangweiligen Stadt Fukuoka / Hakata an die Küste verschwunden. Gute Wahl muss ich nach den letzten beiden Tagen feststellen. Angekommen in Nagasaki musste ich erst einmal lernen, wie die 500 Jahre alten Strassenbahnen funktionieren. Steigt man bei uns vorn ein und holt sich ein Ticket ist es hier anders: Man steigt hinten ein, rutscht langsam nach vorn durch (Ich denke alle Wagen, die ich bisher gesehen habe waren restlos überladen) und zahlt beim Aussteigen jedesmal einfach 100 Kröten. Egal wie weit man fährt. Ziemlich einfach - wenn man weiss, wie es geht und Strassenbahnfahrer in japan sprechen nicht immer Englisch :)

Nach 8 Bahnen und dem jeweiligen Versuch vorn einzusteigen hat mich dann eine alte Japanerin mit auf ihre Karte fahren lassen. Das hat meine Laune dann erheblich gesteigert. Das Hostel Akari in Nagasaki ist echt ganz nett. Vor der Tür fliesst ein kleiner Kanal mit riesigen Kois (!) und alten Steinbrücken darüber. Das Hostel hatte nur irgendwie einen komischen Eindruck auf mich gemacht, was die Zimmer angeht. Ich hab ein Einzelzimmer, aber es gibt aus dem Bett ein Fenster zur Dusche (!), die Türen gehen nurr mit Schlüssel von aussen auf (!), mein Zimmer ist rosa und das Bad komplett rot gefliest (!) und es gibt eine rote ampe über jedem Zimmer, die aber nicht mehr funktioniert. Ok, ich habs dann auch gerafft, es ist ein umgebauter Puff. So sehen dann also japanische Etablissements von innen aus.

Der Hostelbesitzer hat mich dann aber mit auf den Berg hinter dem Hostel mitgenommen um a) seine Katzen zu füttern und b) mir den Ausblick auf Nagasaki zu zeigen. Dabei sind wir durch eine gegend geklettert, in der es keine großen Strassen sondern nur Treppen gibt. Da hab ich mich natürlich gvefragt, wie macht die Müllabfuhr das dann hier? Einfache Frage - einfache Erklärung: Es stehen überall grüne Plastikboxen mit Kufen herum, in denen die Leute ihren Müll entsorgen. Und wenn die Müllabfuhr kommt, schubsen die Leute die Kisten einfach den Berg und die Treppen runter. Jeder ist dafür verantwortlich, dass vor seiner Tür keine Kiste stehen bleibt...

Auf dem Berg wurde mir dann noch eine Warnung ausgesprochen: Die Vögel, die über uns kreisen sind keine Krähen sondern ziemlich große Seeadler, die einem das Essen aus der Hand stehlen. Ich dachte okay: Touristenscherze. Aber ich habe heute ein holländisches Pärchen getroffen, denen genau das passiert ist... die Dame ist ihr Sushi an einen Adler losgeworden.

Ich habe mich also daher entschieden drinnen zu essen. Nur wo? Also gut: Gegend durchforstet, bis ich an einen Laden kam aus dem Rauchschwaden stiegen. Mehrheitlich jüngeres japanisches Publikum. Also: rein! Ich war im Himmel angekommen - Es ist ein Selbstgrillrestaurant! Man hat eine Öffnung im Tisch, in dem die freundliche Bedienung einen klassischen Grill mit Grillbriketts versenkt. Man kann den Ventilator unter dem Tisch steuern um die Kohle anzufachen. Dann bestellt man nach seinem Gusto bestes Rind oder Schwein oder Huhn in Marinade oder whatever und grillt es dann in seinem Tisch! Ich war geplättet.... und hungrig. Ein Superladen. Solltet ihr in Nagasaki absteigen, dann bitte zum Gyu-Kaku durchfragen.

Satt und müde dann ins Bett. Ich gestehe, ich hatte noch zwei Whiskey in einer Bar, da der hier billiger als das Bier ist. Komisch eigentlich, ist aber so. Ausserdem wurde ich nach einer Woche darauf aufmerksam gemacht, dass ich kein echtes Bier trinke. Sieht zwar auf der Dose so aus, hat auch 5%, ist aber anders hergestellt. Diese Stinktiere, haben mich echt an der Nase herumgeführt...

Heute dann den ganzen Tag mich mit dem Atombombending beschäftigt. Ich war am Epizentrum, hab mir den Friedenspark angeschaut (in dem eine Statue aus der DDR steht, aber keine aus Westdeutschland - schämt euch!) und mir das Atombombenmuseum angesehen. Durfte die Bombe anfassen, die Uhr sehen, die genau um 11.02 Uhr stehen geblieben ist und geschmolzenes Glas mit Händen drin.

Danach wollte ich noch was schönes machen: Auf ein Boot und ab vor die Küste! Das war allerdings wiederum depremierend und enttäuschend. Die Insel zu der es ging war eine verlassene Minenstadt. Um 1920 der dicht besiedeltste Ort der Welt mit 5000 Arbeitern auf einer Miniinsel. Aber alles ist verlassen und kaputt. Und doof war auch, dass man nicht herumlaufen durfte durch die verlassenen Kasernen... doofe Sicherheitsfanatiker. Aus Trotz hab ich mir dann wenigstens einen vernünftigen englischen Sonnenbrand auf dem Boot geholt. Bezahlt hatte ich ja.

So, und eben schneite noch ein australisches Pärchen rein, dass ich schon von Hakata her kenne, die werde ich nachher in einer Kneipe treffen. Vorher glaube ich, muss ich nochmal den Laden mit dem Indoorgrilling besuchen - schneidet schon mal eure Kuh an!

Lieben Gruss aus dem aberwitzigen Nippon...

P.S.: Morgen geht es in die Hölle von Japan: heisse Quellen und in Lavasand baden!

2 Kommentare:

  1. Jaja - da gabs neulich was im Fernsehen über die Hashima-Insel! Die planen, ein Denkmal draus zu machen ...
    Wie gut, dass ich meinen Fernseher habe, da brauche ich wegzufahren ...
    U.

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  2. Ich meine natürlich:
    "Wie gut, dass ich meinen Fernseher habe, da brauche ich NICHT wegzufahren ..."
    U.

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