Donnerstag, 7. Mai 2009

Tempelrunning in Nara

Gestern bin ich in Nara angekommen und habe mir noch abends ein leckeres Sushi gegönnt. Man darf witzigerweise in den Restaurants rauchen, draußen aber nicht. Der Koch wunderte sich auch, dass ich noch Wasabi nachbestellt habe, aber ich dachte, das gehört dazu. So kenne ich jedenfalls Sushi. Gesagt getan! Ich habe soweit ich weiss selten Tränen in den Augen gehabt in einem Restaurant - gestern abend war es dann soweit. Man hat sich wohl gedacht, gib dem Slim Buddha mal das gute Wasabi. Aber ich habe es überlebt und mit zwei Bierchen hat sich meine Hautfarbe auch wieder auf ein gesundes Rosa heruntergepegelt.

Danach noch ein Spaziergang durch das Städtchen, in dem allerdings alles um 10 Uhr schliesst. Dann bin ich an einer Pachinko-Halle vorbeispaziert und dachte: Hey - ein Spielhalle! Geh doch mal rein! In einer Pachinko-Halle sind tausende Automaten aneinander gereiht und alle haben das gleiche Spiel. In der Mitte flimmern irgendwelche Symbole durcheinander und aussenherum fallen silberne Kugeln zwischen Nägeln herunter, die man mit irgendetwas auffangen muss. Jedenfalls gewinnt man auch diese Silberkugeln und die guten Spieler, oder eben die die den ganzen Tag schon dort gesessen haben, hatten Körbeweise diese Silberkugeln hinter sich stehen. Dann wird der Korb ausgeleert in einer Zählmaschine und man kann sie gegen einen Preis einlösen. Uhren, Kaffeemaschinen oder Toaster stehen zur Auswahl. Es liegt wohl daran, dass Glücksspiel um Geld nicht wirklich erlaubt ist in Japan und sie umgehen dass, indem sie diese Silberkugeln haben. Sprich: Man gewinnt diese Kugeln und tauscht sie dann gegen Preise ein.

Das imposanteste allerdings war der Sound: Tausend Automaten auf volle Pulle eingestellt liefern ein Geräusch, dass der Bohrer des Eurotunnel nicht überboten hätte - es war so laut, dass man brüllen musste und ich musste die Halle kurz vor einem Tinitus schnell wieder verlassen.

Ich bin dann bei einem langweiligen Baseballspiel der Tigers gegen die Superheroes oder so eingeschlafen.

Fernbedienung

In japanischen Toiletten warten immer wieder neue Überraschungen, so auch heute. Schlaftrunken früh aufgestanden, weil ich ja versuchen wollte einen Guide zu bekommen. Dafür musste ich um 9 Uhr am Tempel sein hat der Mann aus dem Touristenzentrum gesagt. Also schnell auf die Toilette. Neben der Toilette ist eine Fernbedienung mit vielen Symbolen, wie einem Ventilator und einem Symbol für „Shower“. Ok dachte ich, dann machste mal den Ventilator für die Dusche an, wenn Du gleich duschen möchtest. Da erwischte mich ein Wasserstrahl aus der Toilette an einer Stelle, die ich nicht näher beschreiben möchte. Ich war jedenfalls auch ohne westliche Dusche sofort hellwach! Jetzt weiss ich auch, was es mit dem Showerknopf an der Toilette auf sich hat…

Tempelhopping mit Akane

Am Tourizentrum angekommen bekam ich erst einmal einen Tee, einen Stuhl und einen selbstgefalteten Origami-Ninjastern überreicht. Dazu überschüttete man mich mit Karten und Infomaterial. Konnte ich alles gar nicht tragen. Fünf Minuten später hetzte eine Studentin in den Raum und empfahl sich als Student Guide um mir Nara zu zeigen. Wo ich denn hinwollte, was ich sehen will, Sie würde mir alles zeigen.

Toll dachte ich mir, was für ein Service. Und vor allem: for free!

Wir haben uns dann auf die wichtigsten Tempelanlagen in Nara beschränkt und sie hat mir jedes Detail superfreundlich erklärt, hat mir die Grundlagen von Shinto und Buddhismus erklärt und war mit mir in einer Sakebrauerei. Das ist wirklich cool, wenn man in Japan reist: Es gibt überall Free Walking Guides von Freiwilligen. Die Tour, die im Hotel angeboten wurde, kostete zwischen 30 und 50 Euro. So hatte ich also einen privaten Führer, der mir alles erklärt. Ich soll allen Menschen, die ich kenne diese Sache weiterempfehlen, was hiermit geschehen ist.

Das überwältigentste Erlebnis war der größte Holztempel der Welt, der über den größten Metallbuddha der Welt gebaut ist. Leider wurden alle Holztempel und Pagoden im Laufe der Jahrhunderte mehrfach niedergebrannt und wieder aufgebaut hat man mir erklärt. Und der jetzige Tempel ist „nur“ 300 Jahre alt. Der Metallbuddha ist 15 m hoch und wiegt um die 430 Tonnen. Imposant.

Dann durch Tempel, Tempel und Tempel. Hatte sogar Glück eine Nonne zu knipsen, die man nicht knipsen darf. Von hinten leider, aber immerhin.

Nachdem ich mich von einem echt langen Marsch und langen Tag von Akane (meinem Guide) und dem Touristenbüro verabschiedet hatte bin ich noch zum Ninjashop, wo man aber leider keinen Anzug in meiner Größe hatte, und dann ins Hotel zurück. Jetzt ist Abend und ich bin hundemüde von der ganzen Tempelei.

Ach, fast vergessen. Da war doch noch das Hunderestaurant, wo nicht Hund auf der Speisekarte steht, sondern die Hunde essen gehen - echt abgefahren. Und ich wurde nochmals von den Japanern überrascht: In einem Klamottenladen hat eine Frau ein Kleid anziehen wollen und bekam einen Sack aus Gaze mit in die Kabine. Ich dachte mir nichts dabei. Sie kam mit dem Kleid und dem Sack über dem Kopf wieder aus der Kabine und sah sich im Spiegel an. Konnte dann aber eruieren, warum man das macht: Man muss den Sack über den Kopf ziehen, da man sonst die tolle Kleidung mit seinem Makeup versaut. Sollte man vielleicht mal bei H&M einführen, aber mit einem undurchsichtigen Sack ;)

Zum Glück bin ich morgen in Kyoto, welches bekannt ist für seine 1600 Tempel und Schreine. Hurra! Noch mehr Tempel. Wird Zeit, dass ich mal dass Meer sehe. Bin schließlich in Japan auf einer Insel. Aber das Wetter macht einem einen Strich durch die Rechnung, es regnet nun ununterbrochen seit 3 Tagen. Liegt an einem Taifun, der an Tokio vorbeizieht. Zum Glück bin ich schon gut 600 km von Tokio entfernt.

Das Wetter in meinen nächsten Reisezielen soll aber besser werden. In Kyoshu, wo ich ab Montag nächster Woche bin sind immerhin schon 27 Grad und Sonne!

Gute Nacht Japan! Guten Morgen Deutschland!

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